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Fernweh

 

Fernweh

„Jaaaaa es ist soweit, Tor Tor Tor! Die EM Zeit beginnt mit dem Auftaktspiel…“ Schoss es mir heute aus meinen Autoboxen entgegen als ich das Radio eingeschaltet hatte um auf die Arbeit zu fahren. „…ganz Deutschland drückt unseren Jungs die Daumen..“ wurde weiter geschwärmt und das sich ja alle so auf dieses riesen- Event freuen. Mit müden Augen drückte ich einen Sender weiter um genervt festzustellen das es auf sämtlichen Kanälen nichts anderes zu hören gab. Alles was meine Ohren empfangen ist „bla bla bla“.

Wer mich kennt weiß das ich so meine Probleme mit diesen Fussball Welt Veranstaltungen habe. Diese Superlativen bei denen die Disco Blondinen mit den Özil Trikots, von oben bis unten Schwarz-Rot-Gold beschmiert, „schlaaaaaand“ brüllend von Public Viewing zu Public Viewing rennen. Alle sind sie Deutschland „Fans“ alle sind sie begeistert von dieser Sportart. Ein weiterer Grund sich kurze Röcke anzuziehen und mit zu leiden. Mal ganz ehrlich – ist mir auch egal. Public Viewing übrigens ist hier ein gutes Stichwort. 2006 im Zuge des Sommermärchens ins leben gerufen gibt es ja immer verrücktere Orte an denen gemeinsam gefeiert wird. So wird tatsächlich in in der Örtlichen Dorf Disse am Samstag auf einer Großleinwand das Deutschland Spiel übertragen um danach direkt mit DJ JayTayKay Mr. One Fantastic Dingenskirchen eine riesen- Party zu veranstalten. Das ist er, der Fussball in Reinkultur! Bzw. Das zu dem er gemacht wird, der Arbeiter Sport mit Herz und Seele: Event, Kommerz!

Es hat für mich alles etwas sehr bezeichnendes. Es ist jetzt 20 Tage her. Diese Nacht die sich in mein Herz gebrannt hat. Noch vorgestern habe ich einem Kumpel erzählt das ich 7 mal angefangen habe über die Ereignisse und die Gefühle dieses Spiels zu schreiben und 7 mal wieder abgebrochen habe. Seitenlang, Tausende Buchstaben Gefühle die nicht zu ende fortgeführt werden konnten weil mich der Schmerz zu tief trifft. Immer noch! Immer noch mit der selben kraft. Beginne ich nachzudenken und mich zu besinnen verkrampft mein gesamter Körper. Wie in einem Actionfilm Flash back schießen Bilder in meinen Kopf. München, Rot, Finale, Müller, Robben, Dorgba, Jubel, Neuer, Schweinsteiger… Leere. Dunkelheit!

Als meine Persönliche Schlacht habe ich das Spiel Bayern – Chelsea noch 2 Tage zuvor beschrieben. Vize Meister, Vize Pokalsieger, 5 mal von Dortmund geschlagen. Gebrandmarkt von den Hämischen Gesten und Jubeln der BVB Anhänger die plötzlich wie Unkraut aus dem Boden sprießen. Die großen Probleme die in unserem Verein einen Schatten über alles werfen. Angefangen bei der Politik die mit uns Fans betrieben wird, über die schwachen Transfers, der Ideenlosigkeit unseres Trainers, der fehlenden Kampfbereitschaft der Spieler, all das Ausgeblendet für diesen einen Tag. Mia san Mia – Finale Dahoam!

Solange ich denken kann verkörpere ich „weiter immer weiter“. Egal wie hart mich Persönlich das Leben getroffen hat besonnte ich mich stets auf die Devise „Niemals Aufgeben“ welche von den großen Helden unseres Vereins eindrucksvoll aufgezeigt wurde. In keinem Moment habe ich den glauben verloren und nun, mit diesem einzig Artigem Erlebnis am 19. Mai sollte ich belohnt werden. Es sollte mein Geschenk sein dafür das ich immer durchgehalten habe, immer aufrichtig war, immer versucht habe ein gute Mensch zu sein. Ja Freunde, das redete ich mir ein! Ich war fest davon überzeugt das es eben auch ein Stück, ein großes Stück, mein Finale sein sollte. Zugegeben der Tag begann perfekt, Strahlender Sonnenschein als ich zuhause abgeholt wurde. Zu 5. machten wir uns auf den Weg nach München alle in Rot weiß getaucht fuhren wir die 250 km in den Süden. Im Radio nur ein einziges Thema! Mein Herz klopfte so schnell wie noch nie und die Schlagzahl wurde mit jedem Kilometer näher an unserer Hauptstadt höher. Überall auf der A3 Autos mit roten Schals. Es war fantastisch!

In München angekommen erlebte ich etwas was ich vorher noch nie zu Gesicht bekommen hatte und ich bin mir zu 1000% sicher, nie mehr geschehen wird. Eine ganze Stadt völlig raus geputzt. Nachmittag um 3 der Marienplatz voll mit in rot und weiß gehüllte Menschen. Rote Bengalische Feuer, 250 Tausend Menschen mit einem großem Traum. Unser Traum!

Im Backstage schauten wir das Spiel, getroffen hatten wir uns vorher noch mit vielen anderen Verrückten mit denen wir Gemeinsam dieses Finale leben wollten. Nun wurde es ernst, die Vorfreude wich in Anspannung mit jeder Minute die der Anpfiff näher kam! Pünktlich um 20:45 begann sie meine persönliche Schlacht. Unsere Roten rannten gegen ein Blaues Bollwerk an, wir spielten sie an die Wand, wir kämpften sie nieder doch wir erzielten kein Tor bis zur 83. Minute. Freunde mir schießen die Tränen in die Augen, mein Magen dreht sich herum wenn ich an diesen Moment denke. Einmalig, nie zuvor, nie wieder werde ich soetwas fühlen wie in diesem Moment und die 5 Minuten danach. Auch wenn wir uns davon nichts kaufen können, auch wenn es den Schmerz im Endeffekt noch eindringlicher macht. Diese 5 Minuten in denen wir glaubten es könnte reichen waren unfassbar. Nun, ich brauche nicht viel mehr über das Spiel zu schreiben. Wir alle wissen was passiert ist. Drogba, der Robben Elfmeter und plötzlich der Penalty Shootout. Fest im Arm hatten wir uns alle vor der Leinwand aufgebaut. Lahm Trifft, Neuer hält, um uns herum ist der Wahnsinn ausgebrochen. Auch Neuer verwandelt einen Elfmeter. Es läuft alles für uns – wie schon einmal in diesem Spiel. Ihr wisst schon, diese 83. Minute. Als Schweinsteiger an den Elfmeter Punkt lief und der Ball an den Pfosten klatschte schaltete mein Gehirn ab. Ich verfiel in völlige Lethargie. Drogbas Siegtreffer ist nicht mehr in meinen Erinnerungen zu finden. Um mich herum ist alle Anspannung verschwunden, all die Last die wir mit uns trugen ist abgefallen, nur noch Leere Gesichter. Keine Träne wollte in mir hoch kommen. Mein Körper schaltete auf Überlebensmodus um. Ich sah all meine Freunde um mich herum, diese Ungerechtigkeit des Spiels in ihren Gliedern, in ihren Gesichtern, so viele Tränen. Sofort packte ich meinen Nebenmann der auf dem Tisch völlig in seinen armen vergraben saß. Ich nahm ihn in den Arm. Ohne ein Wort zu sagen. Ich wollte nicht allein sein, er wollte es auch nicht. Dieser Moment kam mir vor wie eine Ewigkeit. Ich zitterte am ganzen Körper, immer wieder ein Wechselbad in meinem Kopf. Müller, Drogba, Robben, Müller Drogba Robben…

Ich ließ ihn los, riss meine Augen wieder auf. „Es ist Realität“ Flüsterte ich leise für mich selbst. Wie in Zeitlupe, wie in einem Rausch blickte ich über all die Menschen um mich herum. Suchte irgendetwas an das ich mich festhalten kann. Marschierte zu meinem Freund Marco und nahm ihn in den Arm. Wie von seinen MingaBlogs gewohnt sprach er einen Philosophischen Satz. „Wer weiß wofür es gut war“. Mehr wollte ich nicht hören, mehr wollte er nicht sagen. Wir hielten uns auch sehr lange Fest. In diesen Minuten begann ich, vermutlich aus absolutem Selbstschutz zu versuchen allen um mich herum halt zu geben. Es war ein Gefühl als würde mich Säure von innen zerfressen. Jeder dieser verrückten Typen hätte es verdient jetzt mit mir Gemeinsam zu feiern, jetzt aber saßen sie alle da mit ihren zerstörten Träumen. Jedem einzelnen gab ich einen klapp ins Gesicht, jeden einzelnen nahm ich in den Arm. Ich rannte still schweigend ohne ein Wort zu verlieren hin und her und drückten jeden ganz Fest. Es war grausam. Es war wirklich grausam!

Die reihen lichteten sich langsam. „Diesen Abend Logisch zu erklären ist unmöglich“ hörte ich Wolf Christoph Fuß den Kommentator auf Sat 1 wie aus einem Nirwana sagen. Mein Handy vibrierte Sekündlich. Schweren Herzens und am Boden zerstört packten auch wir 5 uns nun und machten uns auf den Weg zu unserem Auto. Überall zersplitterte Träume. Keine Wut, niemand war aggressiv, es war nur Enttäuschung überall! Keiner konnte verstehen was passiert war. Unser Auto war in Garching geparkt was bedeutete das wir an der Allianz Arena vorbei laufen mussten. Noch in der U-Bahn fürchtete ich mich vor dem Moment in dem ich sie leuchtend sehen würde. 23:56 war es als ich zwischen Marienplatz und Freimann das erste mal auf mein Handy schaute. 16 neue SMSn. Ich kriege sie alle noch hin. Ich weiß noch genau was von wem geschrieben wurde. Die meisten waren beileids- Bekundungen. Ich antwortete auf keine einzige. Dann war es soweit, Fröttmanning Ubahn Station. Der lange Weg an der Arena vorbei zu unserem Auto „ohhh Chelsea FC, Champions of Europe ohh Chelsea FC“ schlug uns entgegen. Tausende Blues Fans die in die Innenstadt wollten um ihren Sieg zu feiern. Ich war nicht wütend auf Sie, aus irgendeinem Grund gönnte ich den Jungs ihren Moment. Ich wollte niemandem wünschen diesen Schmerz zu fühlen der in mir herrschte, auch denen nicht obwohl sie ja mit ein Grund waren das sich mein gesamter Körper verkrampfte. Auch die Anhänger von London waren nicht provozierend. Nein im Gegenteil, teilweise verstummten die Gesänge sogar wenn wieder einmal ein Paar Rote den Weg kreuzten. Sie sahen uns tief in die Augen mit einem Gemischten Blick aus purem Stolz und Mitleid. Als wollten sie sagen „wir können doch auch nichts dafür“ als wollten sie uns irgendwie Trost zu sprechen.

Jetzt war es soweit, noch zwei Schritte und ich konnte es sehen. Das Fussball Stadion in dem vor wenigen Minuten all meine Hoffnungen im Staub zertreten wurden. Sie leuchtete wundervoll in der Dunkelheit. In dieser klaren, warmen Nacht. Wieder ein Flash back in meinem Kopf. Müller, Drogba, Robben. Der am Boden zerstörte Schweinsteiger und zum ersten mal seit der Sekunde des letzten Elfmeters. Überkamen mich die Tränen, mit starrem Blick auf die in Türkis getauchte Arena biss ich mir auf die Zähne. Ich wollte Solz ausstrahlen, ich wollte trotz ausstrahlen doch es war nicht mehr möglich. Jetzt war mir klar was passiert ist, ich hatte meine Persönliche Schlacht verloren und die Chance so etwas noch einmal zu erleben wird nie wieder kommen. Es war vorbei…

In den Folge Tagen wollte ich von Fussball nichts wissen. Ich wollte nicht über das geschehene Sprechen. Ich will es bis jetzt nicht. Manchmal wache ich Nachts auf und glaube das alles wäre nie Passiert, glaube daran das der 19 Mai 2012 noch vor mir liegt… Es sind die schlimmsten Momente wenn man sich selbst klar machen muss das, dass nicht der Fall ist. Ich habe keine Lust auf die nächste Saison, mir sind die Probleme in unserem Verein egal. Irgendetwas ist in mir gestorben. Das letzte was mir geblieben ist dieser Glaube, das Gefühl welches „weiter immer weiter“ vermittelt es ist verloren, es ist verloren weil unsere Mannschaft am 19. Mai dieses Credo nicht gelebt hatte.

Gerade jetzt ist diese EM, dieser große Kommerz Event. Diese Spiele in denen sich alle freuen, alle ihre Autokorsos machen werden. Ich bin kein teil davon. Ich habe Fernweh, ich will von alledem nichts hören. Es interessiert mich einfach nicht…

Rot… naja grüße halt.

Flo


Stellt euch vor es ist Champions League

…und der FcBayern hat ein Freundschaftsspiel in der Todesgruppe.

Hätte mir das jemand im September vor dem ersten Spiel gegen Manchester City gesagt, ich hätte mild schmunzelnd aber völlig realitätsfern Löcher in die Luft gegrinst. Damit gerechnet jedenfalls habe ich nicht, erst nach dem Sieg gegen Neapel vielleicht ein bisschen darauf gehofft.

Meine Einschätzung zu Beginn dieser CL Todesgruppenphase war schon sehr skeptisch, zumal man damals ja nicht so ganz wusste wo man selbst und die anderen eigentlich stehen. Napoli beispielsweise hatte ich als schwächer angesehen als Villareal und mit einem zu 0 Sieg gegen City niemals gerechnet. Vor allem Manchester war für mich aufgrund der hochkarätigen Neuzugänge eigentlich der Durchmarsch Favorit und so wäre ich mit einem Spiel um den Gruppensieg am letzten Matchday schon sehr zufrieden gewesen. Ja, so kann man sich täuschen.

Napoli hat sich als furchtbar unangenehm heraus gestellt, Manchester bewiesen das Geld keine Tore schießt und Villareal hat sich als Todesgruppen untauglich erwiesen. Das Schöne an alledem, heute einen Tag vor dem letzten Spiel, ist das es uns richtig egal sein kann was in England passiert. So egal das nicht einmal der Ausfall von Robben und Kroos nervt sondern man sogar recht zufrieden ist weil sie sich so für das schwierige Spiel gegen Stuttgart schonen können. Für die Citizans geht es nämlich noch um alles, um alles deshalb weil eben durch das viele Geld die Erwartungshaltung schon mindestens das Achtelfinale ist. Rechnerisch kann in dieser Gruppe ja noch das ein oder andere auf den Kopf fallen und wenn alles gut läuft können wir sogar das Zünglein an der Waage sein aber Druck verspürt nur der Scheich Club. Auch wenn man natürlich nicht als Wettbewerbsverzerrer oder unfair gelten will, auch unter die Räder kommen möchte man nicht aber unterm Strich… Naja ihr wisst schon.

Es ist schon Luxus das kommende Spiel so locker sehen zu können und obendrein noch ausgesprochen wichtig! Natürlich war der Sieg gegen Bremen ein Schritt zurück in die Erfolgsspur aber mag man sich wirklich ausmalen wie gefährlich es wäre, würde man morgen Punkten müssen um womöglich überhaupt die Gruppe zu überstehen? Ich ehrlich gesagt nicht, vor allem nicht nach den letzten Wochen und ohne BS31! Es ist also wie gesagt nicht nur purer Luxus sondern sogar ein totaler Glücksfall. Denn so können wir in England ohne zu müssen sogar noch einmal richtig Schwung aufnehmen.

Das gegen Bremen immer noch nicht alles Gold war und in meinen Augen Jupp Heynkes immer noch ein Konzeptproblem hat, darauf will ich gar nicht groß eingehen. Allgemein möchte ich zu dem Spiel am Samstag lieber schweigen und genießen das Arjen endlich wieder ein Erfolgserlebnis hatte, Ribery sein zwischentief überwunden hat, wir 4 Tore gegen Bremen erzielt haben und trotz einer schwäche Phase an der Tabellenspitze stehen.

Nur zur Personalie Neuer möchte ich noch etwas sagen. Wie sehr dieser Mann polarisiert unter uns Fans ist ja bekannt und das ich längst kein Freund von Nutella Manu bin ebenfalls. Viele sehen ihn halt in den Medien und auch von den sogenannten „Experten“, als etwas überschätzt dargestellt. Meiner Meinung nach haben damit viele Recht. Ihm aber jedes Gegentor in die Schuhe zu schieben ist genauso subjektiv beurteilt wie der Hype der Medien. Das 1:1 am Samstag war wiedermal ein Resultat eines Kapitalen Abwehrfehlers. Das Van Buyten sich anstellt wie ein C Klassen Verteidiger und Badstuber gegen, den in Fahrt gekommenen, Rosenberg keine Abwehrmöglichkeit findet macht dessen Schuss nämlich erst einmal möglich und bei all meiner Abneigung gegen Manuel Neuer: Dieser Schuss war klasse. Den hält auch ein Oliver Kahn nur an seinen absoluten Spitzentagen. Platziert, Scharf und übers Gras titschend kann Neuer die „Bahnschranke“ gar nicht so schnell zu Machen – Das alles noch aus absolut kürzester Distanz.

Fazit also: Kein Torwartfehler, Hunt hat nicht mehr alle Kekse in der Dose, Arjen soll doch bitte Gesund bleiben und Spitzenreiter ist im Moment nicht der BVB.

Rot weiße Grüße

Flo

(c) https://labestiarojoblanco.wordpress.com/